Tage im November 1918
Das Kriegsende kam plötzlich. Dennoch konnte man ab Oktober aus den Verlautbarungen der zensierten Presse, auch der NNN, erahnen, dass ein Waffenstillstand angestrebt wurde und der „Siegfrieden“ nicht mehr das Ziel war.
Dass es auch im Inneren des Staates erhebliche Veränderungen geben werde, dass innen- und gesellschaftspolitisch unruhige Zeiten bevorstanden, machte schon die Berichterstattung über den Matrosenaufstand in Kiel deutlich. Dort hatten sich Marinesoldaten, die sich Befehlen ihrer militärischen Führung verweigert hatten, zu einer letzten Schlacht gegen die englische Marine auszulaufen, mit der politisierten Kieler Arbeiterschaft verbündet. Es wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet. Diese Bewegung mit dem politischen Ziel einer Räterepublik breitete sich von Kiel kommend im ganzen Deutschen Reich aus.
Matrosen setzten sich in Eisenbahnzüge, Abordnungen stiegen an den einzelnen Bahnhöfen aus und trugen die Idee der politischen Neuordnung in die an der Bahnstrecke liegenden Städte. Die Novemberrevolution nahm gleichsam entlang des Fahrplans der Eisenbahn ihren Verlauf.
So begann auch in Northeim die Revolution, als auswärtige Soldaten am 8. November die hiesige Garnison über die Kieler Ereignisse informierten und die Soldaten des Landsturm-bataillons einen Soldatenrat bildeten. Soldaten bezogen Posten in der Stadt und schickten sich an, die politische Macht in Northeim zu übernehmen.
Aber der revolutionäre Elan wurde schnell kanalisiert. Als am 12. November eine „Volks-Versammlung“ vom „Arbeiter- und Soldatenrat“ einberufen wurde, war das Northeimer Bürgertum mit im Saale … und auch der seit 1903 amtierende Bürgermeister Richard Peters war dabei und stellte sich konstruktiv neben die neue Bewegung, die eine Räterepublik etablieren wollte. Der hier gewählte „Arbeiterrat“ ließ in seiner Zusammensetzung schon erkennen, dass er einer „pragma-tischen“ Linie folgen würde.