Kriegsjahr 1916
„Das Jahr 1916 stellt die Frau in bisher unbekannter Weise ins öffentliche Leben: die erste Bahnsteigschaffnerin füllt den leeren Platz ihres im Felde weilenden Mannes. Das wichtigste Ereignis ist aber der Einzug der Unteroffiziersschule in der Stadt “. So Adolf Hueg 1928 in seiner Stadtgeschichte.
1912 hatte die Stadt Northeim nach langjährigen Ver-handlungen mit dem Reich erreicht, dass sie wieder Garnisonsstandort werden sollte. Die Unteroffiziersschule Jülich sollte nach hier verlegt werden. Dafür erklärte sich die Stadt bereit, auf eigene Rechnung eine Kaserne zu bauen, die dann vom Reich langfristig gemietet werden sollte. Die Fertigstellung verzögerte sich durch den Krieg; erst im Januar 1916 konnte das Militär einziehen. Das in Bürgerquartieren liegende Landsturmbataillon blieb in der Stadt.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden seit Sommer 1915 und im Jahr 1916 immer wieder Offensiven unter-nommen und nach und nach, begleitet von Rückschlägen, russisches Territorium eingenommen. Im Westen tobte der Stellungskrieg. Der Kampf um Verdun - im ersten Halbjahr 1916 und dann weiter im Herbst - bestimmte das Kriegsgeschehen. „Die Hölle von Verdun“ und Schauplätze wie „Toter Mann“, „Höhe 304“ wurden zu Begriffen, hinter denen die vielen Menschenopfer standen.
In Northeim machte die „Versorgung“ weiter den Menschen zu schaffen. Die Marken mehrten sich, Zucker, Seife, Fleisch wurden rationiert, Ersatzmittel kamen auf den Markt: Sacharin für Zucker, statt Eiern gab es Pulver. Wildfrüchte, frei verkauft, ohne Marken, erfreuten sich großer Beliebtheit -Marmelade wurde eingekocht. „Schlangestehen“ gehörte zum Stadtbild.
Der Winter 1916/17 wurde hart. „Als die Schrecklichste Erinnerung“, so Hueg 1928, „ist noch heute manchem dieser Kriegswinter in Erinnerung geblieben, der unter dem Zeichen der Steckrübe stand. Als Kaffee und Gemüse, als Kartoffel- und Fleischersatz, als Brotaufstrich, überall Steckrüben“. Ein nasser Herbst hatte die Kartoffelernte stark beeinträchtigt, Steckrüben, in den nassen Boden gesetzt, waren gut gediehen, mussten nun als Nahrungsmittel herhalten und die ohnehin knappen Kartoffeln ersetzen.

Die neue Kaserne hinter der langen Brücke am Fuße des Sultmer Berges

Frauen wurden gebraucht und übernahmen Stellen, die bisher Männern vorbehalten waren. In diesem Fall ist der Anlass schon sehr extrem. Northeimer Neueste Nachrichten vom 7.1.1916

Die einrückenden Unteroffiziersschüler und ihre Vorgesetzten sollten gebührlich in der Stadt begrüßt werden. Northeimer Neueste Nachrichten vom 5.1.1916

Northeimer Neueste Nachrichten vom 3.10.1916


Ein Beutegeschütz wurde vor der Alten Wache ausgestellt.

Anfang Januar 1916 druckte die Northeimer Neueste Nachrichten eine Liste mit den mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneten Northeimern. Regelmäßig wurde auch im einzelnen über Auszeichnungen und Beförderungen berichtet. Eine öffentliche Unterrichtung über die gefallenen Northeimer unterblieb aus „militärischen Gründen“. Ein namentliches Gedenken an sie durch eine Ehrentafel wurde auf die Zeit nach dem Krieg verschoben. Nur in privaten Todesanzeigen wurden die Gefallenen bekannt.

Northeimer Neueste Nachrichten vom 15.7.1916

Die Soldaten schrieben regelmäßig von der Front und bedachten nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch ihre Vereine mit Post. Diese an die Vereine gesandten Grüße wurden dann auch in der Tageszeitung veröffentlicht. Mitgesandte Fotoaufnahmen gaben einen kleinen Eindruck von ihrem Leben im Krieg. Rechts: Im Schützengraben. Stadtarchiv Northeim, Zeitgen. Samml. 1. WK Sachquellen

Die Soldaten schrieben regelmäßig von der Front und bedachten nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch ihre Vereine mit Post. Diese an die Vereine gesandten Grüße wurden dann auch in der Tageszeitung veröffentlicht. Mitgesandte Fotoaufnahmen gaben einen kleinen Eindruck von ihrem Leben im Krieg. Rechts: Im Schützengraben. Stadtarchiv Northeim, Zeitgen. Samml. 1. WK Sachquellen


Northeimer Neueste Nachrichten vom 11.10.1916


Northeimer Neueste Nachrichten vom 19.7.1916

Northeimer Neueste Nachrichten vom 23.7.1916
