Kriegsjahr 1915

„Von den schnell aufeinanderfolgenden kriegerischen Ereignissen hat die Geschichte einer deutschen Stadt glücklicherweise nichts zu erzählen; denn den Krieg hielten die deutschen Heere von den Grenzen fern“ So wieder der Stadthistoriker Adolf Hueg 1928 in seiner Stadtgeschichte. 

Der Einmarsch Russlands in Ostpreußen war mit den Schlachten bei Tannenberg, 26.-30. August 1914, und an den Masurischen Seen, 6.-15. September 1914, gestoppt worden. Die Russen räumten Ostpreußen. Nach der deutschen Gegenoffensive im November 1914 wurde im Februar 1915 in Kämpfen in Masuren Ostpreußen endgültig befreit. 

An der Westfront wurden französische Angriffe im Elsaß und in Lothringen abgewehrt. Der deutsche Einmarsch in Frankreich durch Belgien verlief recht zügig. Im September 1914 standen fünf deutsche Armeen zwischen Paris und Verdun. In der Marneschlacht, 6.-9. September 1914, wurde der deutsche Vormarsch angehalten und die Frontlinie erheblich zurückgenommen. Ein britisch-französischer Umfassungsversuch der deutschen Truppen in Flandern misslang im November 1914. Nun begann sich abzuzeichnen: Der Bewegungskrieg geht in einen Stellungskrieg über. 

Die Ereignisse vor Ort wurden weiterhin durch den Einfluss des Krieges auf die „Versorgung“ (Hueg) bestimmt … und die Tatsache, dass Northeimer im Krieg fielen. 

Die Rohstoff- und Lebensmittelknappheit bestimmten den Alltag - Hueg: „Das Jahr 1915 begann mit der Reichswollwoche, 15 Fuder ergab die Sammlung in der Stadt. Die Metalle folgten bald nach. … Im März 1915 erblickt die Brotkarte, die Vorläuferin so vieler Lebensmittelkarten, das Licht der Welt. … Im April wird Brandwein verboten und der Anbau von Sonnenblumen em-pfohlen. Dieser Empfehlung folgte im Herbst die der Wildfrüchte … und Kaffee aus Eicheln. … Neben den amtlichen Empfeh-lungen traten Höchstpreise als die neuen Mächte des täglichen Lebens auf den Plan. Zuerst bei der Butter (August 1915), mit dem Erfolg, dass diese sofort vom Markte verschwand. Im Juli war die letzte Schlagsahne verzehrt und das zweite Kriegsjahr brachte im November auch den ersten fleischlosen Tag.“ 

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