Kriegsbeginn 1914

 „Die Wogen der Kriegsbegeisterung gingen hoch. Das Bewußtsein, von feindseligen, rachegierigen Nachbarn und neidischen Konkurrenten überfallen zu sein, ließen tiefste Empörung aufsteigen. Überschäumende Jugend voll Tatendrang übertönte die Besorgnis der Alten. Zwar hatte Northeim noch kein Militär wieder, das man in den Weihetagen vaterländischen und deutschen Hochgefühls mit Wünschen und Gedanken hätte ins Feld geleiten können, aber der Befehl zur Mobilmachung rief viele Northeimer Söhne zu den Waffen, zahlreiche andere meldeten sich freiwillig, um bei der großen Entscheidung um die Zukunft des Volkes dabei zu sein. Vaterländische Not schlug die Brücke zwischen den Parteien.“ 

So der Stadthistoriker Adolf Hueg 1928 in seiner Stadt-geschichte „Northeim im Wandel“. Auch wenn Hueg hier reichlich unreflektiert, die deutsche Schuld am Krieg nicht wahr haben wollend, die 10 Jahre zurückliegenden Ereignisse in der Stadt schildert, gibt er doch wohl die Stimmung dieser Tage in der Stadt wieder. 

Doch Historiker genug, schildert er auch die „Kehrseite“ der „Kriegsbegeisterung“, wie die Northeimer rein praktisch nun mit der neuen Situation umgingen, welche Befürchtungen sie hatten und wie sich das Leben schnell veränderte. Es kam gleich zu einem Sturm auf die Sparkassen. Die Northeimer zogen Geld von ihren Konten ab, Bargeld wurde gehortet. Preissteigerungen bei Lebensmitteln machten sich schnell bemerkbar - so stieg insbesondere der Preis für Salz. Schon im November wurde darüber geklagt, dass Kartoffeln zurückgehalten wurden. Sinkender Geldwert und Lebensmittelknappheit waren die spürbaren Auswirkungen des Krieges, die schon frühzeitig, wenn auch nicht gleich von allen bemerkt, das Leben in der Stadt verändern würden. 

Kriegsbegeisterung aber prägte das Jahr. Die Schüler bekamen bei den großen Siegen schulfrei. Die obersten Jahrgänge des Gymnasiums oder des Seminars machten Notprüfungen. Die jüngeren Klassen meldeten sich für die Northeimer Jugendregimenter und wurden durch Übungsmärsche und Kriegsspiele für die militärische Ausbildung vorbereitet. 

Im September wurde die erste Kriegsanleihe aufgelegt und sie wurde fleißig gezeichnet, weitere acht sollten folgen. Und schon gleich wurden Goldsammlungen durchgeführt. Der Staat brauchte harte Währung, die noch vorhandenen Goldmünzen wurden vom Bürger eingefordert - „Das Gold gehört in die Reichsbank!“ 

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