TOTENGEDENKEN
DIE NEU GESTALTETE HIERONYMUS-KAPELLE IN DER ST. SIXTI KIRCHE ZU NORTHEIM
In Northeim begann, wie in fast allen deutschen Städten, die Suche nach geeigneten Formen des Gefallenengedenkens bereits kurz nach dem Ende des 1. Weltkriegs. Die einzelnen Projekte beschreibt chronologisch das Kapitel „Kriegstotengedenken“.
Den Anteil der Protagonisten Senior Rabe (Pastor), Georg Hering (Maler), Richard Basse (Kirchenmusiker und Organisator) und Karl Dageförde (Zusammenstellung der Gefallenenbiografien) zeichnet dieses Seite nach“.
Dem Maler ist ein besonderes Kapitel gewidmet.
Senior Artur Rabe
Der Organisator
Jg. 1876
Pastor Senior ab 1921
Er war der Motor für die Umsetzung des Projekts. Er schrieb unermüdlich an Sponsoren, Denk-malpflege, Handwerker und die Stadtverwaltung. Ab Herbst 1921 existiert ein intensiver Briefwechsel mit Georg Hering.
Er bietet dem Ehepaar Hering von Februar bis August 1922 am Enten-markt eine Bleibe.
Rabe kannte die Familie Hering seit 1911. Es ist anzunehmen, dass er um die tragischen Familienverhältnisse Georg Herings wusste.
Richard Basse
Der Musiker
Jg. 1877
Seminarmusiklehrer
Basse war nebenamtlich Organist und Chorleiter an St. Sixti. Die Presse schrieb, dass er die zentrale Gestalt der klassischen Musik in Northeim war.
So organisierte er neben seinem Wirken in St. Sixti die sogenannte „Basse-Reihe“, eine jährliche Serie an klassischen Konzerten. Basse schlug die Hieronymus-Kapelle als Erinnerungsstätte vor. Im Jahr 1922 organisierte er eine Reihe von Benefiz-Veranstaltungen. Der Höhepunkt war die Veranstaltung zum „Isenheimer Altar“ am 11. und 12. April 1922, die er durch die musikalische Ausgestaltung zu einem multimedialen Erlebnis werden ließ.
Karl Dageförde
Der Dokumentarist
Jg. 1857
Seminaroberlehrer
Karl Dageförde war als Seminar-lehrer seit 1892 ein Northeimer Urgestein im Bürgertum. Er hatte seine Dienstwohnung im mittler-weile abgerissenen Gebäude der Seminarschule. Dageförde stellte aus den Angaben der Angehörigen die Texte des Gedenkbuchs der Kapelle zusammen.
Dazu war eigens ein Fragebogen gedruckt worden, was dazu führte, dass die Inhalte der Seiten ein relativ rundes Bild der Gefallenen liefern konnten.
Dageförde war so engagiert bei der Sache, weil sein Sohn Hans zu den Northeimer Gefallenen gehörte. Er fiel im Dezember 1917 in Flandern.
Georg Hering
Der Maler
Jg. 1884
Kunstmaler
1913 führte er seinen ersten „öffentlich“ wirksamen Auftrag in Northeim aus. Er porträtierte den scheidenden Direktor des Corvinianums Dr. Roesener.
Im Herbst 1921 ersuchte ihn Senior Rabe, ein Gedenkbild zu malen. Obwohl Hering bislang keinerlei Erfahrungen mit religiöser Malerei hatte, ließ er sich auf den Auftrag ein.
In Northeim wagte er drei neue Wege: Er lebte wieder eine Zeit lang in Deutschland, er schuf ein kanonisches Programmbild religiöser Malerei und er trat in seine dritte und letzte Ehe ein.
Spuren der Verarbeitung seiner Verlusterlebnisse (zwei Ehefrauen, ein Kind, ein Bruder) lassen sich beim Betrachten des Bilds erahnen.