Bürgerliche Vereinigung gegen SPD
Parteiorganisationen auf lokaler Ebene gab es im Kaiserreich nicht. Die Wahlen zum Bürgervorsteherkollegium, heute Stadtrat, waren Honoratiorenwahlen. Das Kommunalwahlrecht besaßen auch nur die Einwohner, die das Bürgerrecht hatten,
und das waren etwa ein Drittel derer, die das Wahlrecht zum Reichstag besaßen (alle Männer, die das 25. Lebensjahr vollendet hatten). Selbst ein Sozialdemokratischer Wahlverein hatte sich in Northeim nicht gegründet. Das wurde nun am 1. Dezember 1918 nachgeholt.
Frauen bekamen in der Weimarer Republik das Wahlrecht. Sie waren bei den Wahlen eine sehr umworbene Gruppe, denn sie stellten die Mehrheit der Wählerschaft. Neben 2.110 männlichen Wählern gab es in Northeim 2.986 weibliche Erst(!)wählerinnen.
Am 19. Januar 1919 wurde die Nationalversammlung gewählt, am 2. März das Bürgervorsteherkollegium. Aus beiden Wahlen ging die SPD als stärkste Partei hervor, sie gewann etwa 2/5 der Wählerstimmen. Damit war die SPD in Northeim zu einem Machtfaktor geworden.
Bei den Wahlen zur Nationalversammlung hatten sich die bürgerlichen Stimmen auf vier Parteien aufgeteilt. Das sollte bei den Bürgervorsteherwahlen anders sein. Die bürgerlichen Kräfte schlossen sich, da sie in der SPD eine ernst zu nehmende Kon-kurrenz hatten und sie einer Zersplitterung vorbeugen wollten, zur „Bürgerlichen Vereinigung“ zusammen, um der SPD jede Machtchance zu nehmen. Bei einer Wahlbeteiligung von 75 % erreichte die SPD 40,4 %, die Bürgerliche Vereinigung 59,6 %.
Damit waren die Fronten in Northeim klar, die SPD war nicht mehr zu übersehen, aber die Bürgerlichen hatten die Mehrheit. Das sollte über die ganze Zeit der Weimarer Republik so bleiben … und die beiden Seiten standen sich unversöhnlich gegenüber, ein Miteinander auch in Einzelfragen gab es kaum.

Breite Straße Ost. Das Kassebeersche Haus vorne rechts.

Northeimer Neueste Nachrichten vom 1.12.1918

Schon bei der Wahl zur Nationalversammlung in Northeim wird die Vorherrschaft der bürgerlichen Parteien deutlich. Das Wählerpotential der im Kaiserreich in Northeim dominierenden Nationalliberalen Partei teilte sich auf die linksliberale DDP und die rechtsliberale DVP auf. Die Konservativen, die in Northeim nie so stark waren, fanden sich in der DNVP wieder. Die „Welfenpartei“ DHP schnitt besser als in der Vergangenheit ab. Die SPD wurde stärkste Partei.

Der Wahlkampf wurde mit harten Bandagen geführt. Beide Anzeigen. Northeimer Neueste Nachrichten vom 2.3.1919

Zur Bürgervorsteherwahl kandidierten zwei Listen. Die Bürgerliche Vereinigung firmierte als Wahlvorschlag Helmich, die SPD-Liste als Wahlvorschlag Brandt. Heinrich Brandt war bei der Gründungsversammlung des Sozialdemokratischen Wahlvereins zum Vorsitzenden gewählt worden. Northeimer Neueste Nachrichten vom 26.2.1919

Bei der Bürgervorsteherwahl wurde von beiden politischen Lagern um die Stimmen der Frauen intensiv geworben. GGZ 26.2.1919 NNN 16.2.1919

Bei der Bürgervorsteherwahl wurde von beiden politischen Lagern um die Stimmen der Frauen intensiv geworben. GGZ 26.2.1919 NNN 16.2.1919

Der Wahlkampf wurde mit harten Bandagen geführt. Beide Anzeigen. Northeimer Neueste Nachrichten vom 2.3.1919

Zum ersten Mal waren im Bürger-vorsteherkollegium auch zwei Frauen vertreten: Ottilie Gelpke auf bürgerlicher Seite und Anna Schlüter auf sozialdemokratischer. Aus dieser Tatsache heraus beschloss das Bürgervorsteherkollegium 1921, zwei Straßen nach den Vornamen der beiden Frauen zu benennen: die Ottilienstraße und die Annastraße. Ottilie Gelpke war schon im Kaiserreich als Vorsitzende des Vereins Frauenbildung öffentlich hervorgetreten. Bei der Wahl 1924 war sie Listenführerin der Bürger-lichen Vereinigung. Anna Schlüter kam erst als Nachrückerin in das Gremium und verzog 1922 nach Kreiensen.

Zum ersten Mal waren im Bürgervorsteherkollegium auch zwei Frauen vertreten: Ottilie Gelpke auf bürgerlicher Seite und Anna Schlüter auf sozialdemokratischer. Aus dieser Tatsache heraus beschloss das Bürgervorsteherkollegium 1921, zwei Straßen nach den Vornamen der beiden Frauen zu benennen: die Ottilienstraße und die Annastraße. Ottilie Gelpke war schon im Kaiserreich als Vorsitzende des Vereins Frauenbildung öffentlich hervorgetreten. Bei der Wahl 1924 war sie Listenführerin der Bürger-lichen Vereinigung. Anna Schlüter kam erst als Nachrückerin in das Gremium und verzog 1922 nach Kreiensen.

Göttinger Grubenhagensche Zeitung vom 25.6.1921
