1918 – Kriegsende

„Dem Jahr 1918 war nicht mehr viel zu ‚erfassen‘ übrig geblieben: Marken für Kaffeeersatz, Bezugsscheine auf Mauersteine. Aber der März bringt eine - freilich trügerische - Hoffnung auf Frieden: den Vertrag mit dem revolutionären Rußland zu Brest-Litowsk. So Hueg 1928 in seiner Reflektion des letzten Kriegsjahres. 

Im Osten hatte es im März 1918 eine entscheidende Wende gegeben. Mit Russland war Frieden geschlossen worden, der dem sich neu bildenden Staat einiges abverlangte: Verzicht auf Livland, Kurland, Litauen, Estland und Polen, Anerkennung Finnlands und der Ukraine als selbständige Staaten sowie Reparationen. Doch der Sieg im Osten und die entsprechende Freisetzung von Truppen brachte nichts, im Westen begann die Front nach einigen kleineren Offensiven mit geringen Geländegewinnen im Herbst zu bröckeln. Durch den Einsatz von Panzern kam eine neue Kriegswaffe auf das Schlachtfeld. Im August erklärte die Oberste Heeresleitung, dass die Fortführung des Krieges aussichtslos sei und unverzüglich Friedensverhandlungen durch die Regierung einzuleiten seien. Am 11. November wurde der Waffenstillstand durch die neue zivile Regierung unterzeichnet - Bedingungen: Räumung der besetzten Westgebiete und des linken Rheinufers, Aufhebung des Friedensschlusses von Brest-Litwosk, Auslieferung schweren Kriegsmaterials. 

Die letzten Kriegsmonate in der Beschreibung von Hueg: „Die Situation wird immer bedrohlicher. Keine Zeitung erscheint mehr ohne die bekannten schwarz umränderten Anzeigen mit und ohne Kriegskreuz; fast alles Kriegsopfer. Zu den engen Sorgen um die Ernährung tritt nun die Sorge um das Schicksal von Reich und Volk. … Die Einsicht in die Unmöglichkeit eines Sieges, wie man ihn sich gedacht hatte, beginnt zu dämmern. Bei strenger Zeitungszensur dringen die politischen Nachrichten nur hintenherum und deshalb entstellt und vergröbert ins Publikum.“ 

Die Schuld oder Mitschuld der Deutschen missachtend, beendet Hueg seine Kriegsbetrachtungen: „Mit ungeheurer Anstrengung hatte das deutsche Heer und das deutsche Volk 51 Monate Not und Entbehrung getragen und Beispieloses vollbracht, als es im Bewußtsein seiner eigenen Schuldlosigkeit und Ehrlichkeit die Waffen niederlegte - um vom Feinde betrogen zu werden. Die einsetzende Revolution brach auch die letzten Kräfte des Widerstandes. Am 9. November meldete sich in Northeim die Auflehnung gegen die bisherige Ordnung. Die Revolution bahnte auch für unsere Stadt eine neue Zeit an.“ 

Nach oben scrollen